In einigen Ländern wird gegen Polio (Kinderlähmung) mit einem Schluckimpfstoff geimpft (orale Poliovakzine, OPV). Dieser Impfstoff enthält abgeschwächte vermehrungsfähige Impfviren.
Mit Schluckimpfung geimpfte Personen scheiden die abgeschwächten Impfviren eine Zeit lang mit dem Stuhl aus. Über Kontaktinfektionen (kleinste Stuhlpartikel-Mund-Hand) können viele Menschen mit den abgeschwächten Impfviren in Kontakt kommen und immunisiert werden, ohne die eigentliche Schluckimpfung zu bekommen. Dem Einsatz von OPV ist es zu verdanken, dass über den Weg eines Gemeinschaftsschutzes die Kinderlähmungsfälle seit 1988 um > 99 % reduziert werden konnten.
Wenn die Impfviren über einen Zeitraum von mindestens 2 Monaten oder zeitgleich an verschiedenen Orten nachgewiesen werden, werden sie als zirkulierende Impfstoff-abgeleitete Polioviren bezeichnet. Je länger die abgeschwächten Impfviren zirkulieren, desto eher können sie sich genetisch so verändern, dass sie unzureichend geimpfte oder ungeimpfte Menschen infizieren und in seltenen Fällen eine Erkrankung auslösen können.
Anhaltende Nachweise von zirkulierenden Schluckimpfstoff-abgeleiteten Viren sind jedoch ungewöhnlich und können Menschen gefährden, die nicht ausreichend gegen Polio geimpft sind. Menschen, die vollständig gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) gegen Polio geimpft wurden, sind sehr gut vor der Erkrankung geschützt. Allerdings können sich auch vollständig Geimpfte mit zirkulierenden Schluckimpfstoff-abgeleiteten Poliovireninfizieren und diese ausscheiden, ohne daran zu erkranken. Deshalb ist es wichtig, auf eine vollständige Grundimmunisierung und entsprechende Auffrischimpfungen gemäß STIKO-Empfehlungen zu achten und unvollständige Impfserien ggf. zu vervollständigen.
Lesen Sie hier, wie ein vollständiger Impfschutz gegen Polio aufgebaut wird. In Deutschland wird seit 1998 nur noch der inaktivierte Polio-Impfstoff (IPV) verwendet.
Stand: 11.02.2025
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